Gudrun Lichtenberger - gudrun.lichtenberger@gmx.net

Physiotherapeutin
 
Über meinen Einsatz als Volontär in Bodhgaya
 
In meiner Zeit als Volontär arbeitete ich zwei Monate in Bodhgaya in Bihar/Indien im Verein Muskan Viklang Trust (www.muskanviklangtrust.org). Muskan Viklang Trust, kurz MVT, ist eine NGO, die 2004 von Heiner Jansen (Physiotherapeut, Deutschland) in Zusammenarbeit mit Rakesh Kumar Roy (Physiotherapeut, Indien) gegründet wurde.
 
Mit dem MVT besuchte ich von Montag bis Freitag drei bis vier verschiedene Dörfer rund um Bodhgaya und wir boten dort kostenlose Therapie für Patienten mit Poliolähmungen, Schlaganfällen und Kinder mit Cerebralparesen an. Therapiert wurde mittels Elektro-Akupunktur-Stimulation und Physiotherapie. Da ich mir von den indischen Mitarbeitern die von ihnen benutzten AkIupunkturpunkte erklären ließ, konnte ich diese nach ein paar Wochen auch selbstständig durchführen.
 

Die Bilder zeigen mich beim Therapieren:

Gudrun Lichtenberger
Dieser Junge, der nicht selbstständig stehen konnte,
konnte mit Unterstützung der Wand alleine stehen.

Gudrun Lichtenberger
Mit diesem Jungen baute ich einen Turm aus leeren Filmdosen,
um seine Fingerfertigkeit und die Augen-Hand-Koordination zu schulen.

 
Auf den unteren beiden Fotos sieht man mich bei der Akupunktur:
Das Mädchen im ersten Bild hatte eine Cerebralparese, das Mädchen zweiten Bild hatte eine Lähmung des rechten Beins aufgrund einer Polioerkrankung.
 
Gudrun Lichtenberger
 
Gudrun Lichtenberger
 
Am Samstag versuchte ich mein Wissen über die Physiotherapie an die Mitarbeiter weiterzugeben. Die Themen meiner Fortbildungen reichten von der Erklärung verschiedener Krankheitsbilder und deren Ursache über die Neuroanatomie bis hin zu speziellen Therapieformen, welche im Bereich der Neurologie angewandt werden. Die Mitarbeiter waren sehr motiviert Neues zu lernen und versuchten dieses neue Wissen in den nächsten Tagen immer gleich direkt an den Patienten anzuwenden.
 
Zu Beginn meiner Volontärszeit war es für mich nicht einfach von dem hohen Anforderungsprofil, dass in Österreich an die Physiotherapie gestellt wird, auf ganz einfaches Niveau zurückzustellen. Aber in diesen zwei Monaten lernte ich, dass man auch mit sehr einfachen Mitteln sehr gute Therapieerfolge erzielen kann. Es war wirklich bereichernd zu sehen, dass die Patienten trotz dieser sehr vereinfachten Form der Physiotherapie bemerkenswerte Fortschritte machten, dass zum Beispiel Patienten, die vorher nur mit Unterstützung einer zweiten Person gehen konnten nach einigem Üben wieder ohne fremde Hilfe mobil waren. Es war umwerfend, wie dankbar viele Patienten für die angebotene Hilfe waren, viele von ihnen hätten sich eine Behandlung, für die sie bezahlen müssten auch einfach nicht leisten können. Und auch das herzliche Lachen der Kinder und ihre freundlichen Augen werden mir lange in Erinnerung bleiben.
 
Während meinem Einsatz in Bodhgaya erfuhr ich über die Medien, dass sich nur gut 200 km von uns entfernt eine riesige Naturkatastrophe ereignet hatte. Im Norden Bihars überschwemmte der Fluss Kosi ein unglaublich riesiges Gebiet und hatte hunderttausende Menschen obdachlos gemacht. Katja, ebenfalls eine Volontärin des MVT, und ich beschlossen daraufhin in Zusammenarbeit mit Mummy, der Direktorin des Jeanamithab Welfare Trust, welcher ebenfalls in Bodhgaya tätig war, eine Hilfslieferung für die Flutopfer zu organisieren. Mit der finaziellen Unterstützung von unseren Familien und Freunden konnten wir 3800 Essenspakete zusammenstellen. Von einem Paket konnte eine vierköpfige Familie ca. drei bis vier Tage leben. Diese Essenspakete verteilten wir in einem Gebiet, das sehr abgelegen war und dadurch nicht regelmäßig mit Hilfsgütern versorgt werden konnte. Es war erschreckend zu sehen, wie viele Menschen Opfer dieser Flut geworden sind. Das Ausmaß ist einfach unvorstellbar. Wir erkannten, dass unsere Hilfe wirklich nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein war. Zu groß war die Opferzahl, zu gering unsere Möglichkeiten. Aber wir konnten zumindest ein paar Menschen für kurze Zeit die Sorge ums Essen nehmen.
 
Gudrun Lichtenberger
 
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Ich hoffe ich konnte euch mit meinem Bericht einen Eindruck über meinen Einsatz in Indien vermitteln. Durch diese Reise konnte ich sehr viele neue Eindrücke sammeln und Erlebnisse erfahren. Ich konnte durch meinen direkten Kontakt zu den Menschen viel über Indien, seine Kultur und die Lebensverhältnisse der armen Bevölkerung lernen. Diese Erfahrungen werden mir mit Sicherheit auch noch lang in Erinnerung bleiben.
 
Gudrun Lichtenberger